Möbelschreiner Elmar Wyrsch freut sich über die Silbermedaille an den World Skills. Bild: Swiss Skills
An den World Skills in Lyon (F) hat Möbelschreiner Elmar Wyrsch aus Attinghausen UR die Silbermedaille gewonnen. Loïc Santschi aus La Chaux-de-Fonds zeigte in der Kategorie Massivholz ebenfalls einen starken Wettkampf, wurde Fünfter und erhielt eine «Medaillon d'Excellence».
Die Spannung vor der Schlussfeier der Wold Skills in Lyon (F) war gross. Würden die Schweizer Schreiner den Sprung an der Berufs-WM aufs Podest schaffen? Elmar Wyrsch hat es geschafft. Der 20-jährige Urner aus Attinghausen hat in der Kategorie Möbel die Silbermedaille gewonnen. Wyrsch erhielt für sein Möbel 740 Punkte. Er stand zusammen mit Paul Dejeux aus Frankreich (742 Punkte) und Jing Jia (741) aus China auf dem zweiten Treppchen. Den Weltmeistertitel holte sich Yun-Rong Tsai mit 750 Punkten aus Taiwan.
Für Wyrsch war es eine kurze Nacht. «Wir haben recht gefeiert», sagt er und lacht. «Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich eine Medaille gewinne. Ich war nach dem Schlusspfiff nicht voll zufrieden mit meinem Möbel.» Dass es dennoch gereicht hat, sei umso schöner. Der Moment während der Schlussfeier, als die Nationen in der Kategorie Möbel aufgerufen wurden, die eine Medaille erhalten, und er realisierte, dass er zu diesen gehörte, sei sehr emotional gewesen.
Er hat die Unterstützung genossen
Wyrsch fährt nun in Ruhe mit seiner Familie nach Hause und geniesst seinen Erfolg. Über die vielen Fans und die grosse Unterstützung hat er sich sehr gefreut. «Während des Wettkampfs konnte ich die Fans recht gut ausblenden und liess mich nicht ablenken. Nach dem Schlusspfiff und dem ohrenbetäubenden Anfeuern der Zuschauerinnen und Zuschauer war es ein toller Moment.» Der ganze Druck fiel von ihm ab und alle Emotionen kamen hoch.
«Es ist sehr, sehr schön, dass es gereicht hat», sagt Tobias Hugentobler, der Schweizer Chefexperte für die Möbelschreiner, der Wyrsch in den letzten Monaten betreut und trainiert hat. Diesmal sei das Glück auf ihrer Seite gewesen. Nicht wie vor zwei Jahren an der WM in Basel, wo Brian Thomi hauchdünn am Podest vorbeischrammte.
Nach schwierigem Tag wieder aufgerafft
Wyrsch ist sehr gut in den viertägigen Wettkampf gestartet. Der dritte Tag sei nicht ideal verlaufen. Der Urner habe einige Anlaufschwierigkeiten bekundet und habe ein paar Fehler gemacht, berichtet Hugentobler. Er hat natürlich versucht, ihn wieder aufzubauen. «Elmar konnte sich fangen und hat am letzten Tag wieder fokussiert gearbeitet und fertiggemacht.» Das Möbel hat keiner ganz vollendet. Keines könnte man verkaufen, meint der Experte. «Die Aufgabe war eigentlich nicht sehr schwierig, zeitlich gesehen aber sehr knapp am Limit. Der Abschluss sei mehr ein Rennen gewesen als ein Wettbewerb.» Er habe nicht mit einer Medaille gerechnet, sondern mit einer Rangierung zwischen dem vierten und sechsten Platz, sagt Hugentobler. «Dass es nun für Silber gereicht hat, ist super. Besser ging es nicht. Wir haben viel für diesen Erfolg getan und haben ihn auch verdient.»
Unter den Expertinnen und Experten habe während des Wettkampfs und dem Jurieren eine sehr angenehme und faire Stimmung geherrscht. «Es war super, so wie es sein sollte», sagt Hugentobler.
Loïc Santschi auf Rang fünf
In der Kategorie Massivholz ist Loïc Santschi gut mit der Aufgabe zurechtgekommen und konnte das Objekt als einer von wenigen fertigstellen. Aufs Podest hat es dem 21-Jährigen aus La Chaux-de-Fonds knapp nicht gereicht. Er wurde Fünfter (721 Punkte). Die Medaillen gingen an Bolin Huang aus China (Gold/746 Punkte), Felix Wilhelm aus Deutschland (Silber/732) und Harry Scolding aus Grossbritannien (auch Silber/731).
«Der Wettbewerb verlief insgesamt gut. Natürlich gab es einige unvorhergesehene Probleme, aber ich konnte das Projekt rechtzeitig beenden», bilanziert der Neuenburger. «Ich bin zufrieden mit dem, was ich getan habe. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass ich nicht in den Genuss einer Medaille gekommen bin. Aber ich weiss, dass ich mein Bestes gegeben habe.» Er verlasse Lyon mit einem sehr positiven Gefühl über die World-Skills-Erfahrung und nehme viele Erkenntnisse mit nach Hause.
Der Experte ist auch sehr zufrieden
Roger Huwyler, der Chefexperte Massivholz, ist mit der Leistung seines Schützlings sehr zufrieden. «Die Aufgabe war anspruchsvoll. Die Zeit hatte Loïc super im Griff. Seine Tür mit Rahmen war diejenige von allen, die am weitesten fertiggestellt war.» Den Rahmen hat der Schweizer sehr sauber produziert. Die Tür sehe hingegen auf den ersten Blick gut aus, es gebe aber einige Ungenauigkeiten. Wahrscheinlich habe Santschi einige Punkte bei den Verbindungen verloren, vermutet Huwyler. Der Neuenburger war vor und während des Wettkampf stets ruhig, fokussiert und hat volle Power gegeben. «Ich bin sehr zufrieden mit seiner Leistung. Er hat es gut gemacht und alles gegeben. Und er ist einfach ein toller Typ.»
Seine letzten World Skills
Für Huwyler war es ein besonderer Wettkampf, denn nach der zwölften WM als Experte gibt er sein Amt ab. «Am letzten Tag hat mir der Skill Manager einen tollen letzten Tag gewünscht, da wurde ich von meinen Emotionen übermannt. Nach dem Wettkampf wurde ich sogar noch geehrt, das hat mich sehr gefreut.» Er sei so emotional gewesen, dass er nicht einmal dem Schweizer Fernsehen habe ein Interview geben können und kein Wort herausbrachte, sagt Huwyler und lacht. «Es war eine super Zeit.»
Die Schweiz steht auch auf dem Treppchen
Das Swiss National Team hatte oft Grund zum Jubeln. Das 45-köpfige Team war in 41 Skills (Wettkämpfen) angetreten und gewann dabei beeindruckende 15 Medaillen – sieben goldene, sieben silberne sowie eine bronzene. Damit ist die Schweiz «Top 3 of World» und «Best Nation of Europe». Erfolgreichstes Land war China gefolgt von Südkorea.
Zu den Ländervergleichen.
Nicole D'Orazio